Dieser Text ist eine Transkription aus meinem Podcast Folge 203 Die 3 Gehirn-Strategie oder pure Lust fürs Gehirn.

Wenn Du lieber ließt, findest Du hier den Inhalt und am Ende noch den Link zu der Folge.

Moin aus Hamburg,

heute möchte ich mit Dir mal über ein Thema nachdenken, dass mich seit langer Zeit umtreibt.

Es gibt tausende Seminare, Bücher und Onlineprogramme, die sich mit dem Thema: Glück, Liebe, Selbstfindung, Erfolg und Reichtum beschäftigen. Alle werden sie gekauft und tausende Menschen beschäftigen sich damit. Und doch ist die Anzahl von erfolgreichen Umsetzern echt überschaubar.

Das gleiche gilt auch für Trainings und Coachings in Firmen. Kurzfristig toll, langfristig erreichen sie maximal eine Wirkung von vielleicht 50%.

Ich lese und höre immer wieder: Veränderung ist leicht möglich. Diese Aussage halte ich mittlerweile nicht nur für Blödsinn, nein, ich halte sie für sehr gefährlich.

Ich brauch da nur auf mich schauen. In den Zeiten, als ich kraftlos war, fragte ich mich: „Was stimmt mit mir nicht? Wieso schaffen so viele Menschen mit Leichtigkeit eine

Veränderung und ich nicht? Bin ich normal oder bin ich ein Alien? Nicht richtig auf dieser Welt.“

Ok, ich weiß, bei sehr vielen, die behaupten, es sei ihnen einfach gelungen, ist das eine glatte Lüge (Ausnahmen bestätigen ja immer die Regel).

Ich weiß auch, dass es in unserer Gesellschaft nicht leicht ist zu sagen: der Weg fällt mir schwer. Gerade in Unternehmerkreisen, also Klein- bis mittelgroße Unternehmen ist ja oft der Gründer auch das Aushängeschild. Und wir Menschen neigen ja dazu andere in Schubladen zu stecken. Wer Schwäche zugibt wird nicht in die Experten- bzw. Er-ist-Stark Schublade gesteckt, sondern eher in die unteren.

Daher verkaufen viele ihre Werdegang als einen leichten, damit Du bei ihnen kaufst.

Eine Veränderung Deiner Denkweise und Deiner Verhaltensweise ist am Anfang nicht leicht. Trotzdem erforderlich, wenn Du etwas in Deinem Leben wandeln willst.

Wenn Du etwas verändern willst, dann beantworte Dir folgende Frage: WARUM will ich eine Veränderung wirklich?

Wenn Du die Antwort hast, sie sich gut anfühlt und es kein wenn und aber gibt, kannst Du wirklich anfangen.

Ein wenig mehr Wissen ist dann wichtig. Das Wissen über unsere Gehirne.

Wenn Du das Wissen hast, wird Dir klar, wieso so viele Dinge einfach nicht funktionieren können.

Wir haben drei Gehirne. Ok, das ist jetzt nicht ganz richtig. Wir haben noch viel mehr, aber für das, was heute wichtig ist, möchte ich mich mit Dir auf drei davon konzentrieren.

Wenn wir die drei synchronisieren, dann sind wir. Sind im Sinne von Sein.

Was bedeutet es sich in einem Seinzustand zu befinden?

Du bist bestimmt schon mal Auto oder Fahrrad gefahren. Erinnere Dich mal daran. Am Anfang hast Du Dich mit allen Dingen bewusst beschäftigt die Du brauchst, um das Gerät fortzubewegen, hast, hoffentlich, an alle Regeln gedacht. Jetzt bist Du Auto oder Fahrradfahrer. Dein bewusster Geist beschäftigt sich jetzt mit anderen Dingen und Dein Unterbewusstsein führt selbstständig die Tätigkeit aus.

Übrigens erfolgt die Art wie wir lernen häufig so. Wir gehen über das Denken (erkennen) über das TUN zum Sein. Und dieser Lernmodus wird im Gehirn von drei Bereichen ermöglicht.

Veränderung beginnt immer mit dem Erkennen und dem dazugehörigen Denken. Warum ist das so? Da hilft uns beiden die Neurobiologie weiter.

Wenn wir denken, bilden sich unmittelbar neue neurologische Verbindungen, die unser neues Denken widerspiegeln. Auf Deutsch: Zwischen zwei oder mehr Gehirnzellen bildet sich eine neue Nervenbahn. Je mehr und je länger wir diese neuen Gedanken denken, umso stärker wird die Verbindung.

Wenn Du also negative Gedanken hast und die sehr oft denkst, kannst Du Dir vielleicht vorstellen, wie dick diese Bahnen in Dir sind.

Das wunderbare an unserem Gehirn ist: es steht total darauf zu lernen.

Ich bereite diesen Podcast heute am 14.02. am Valentinstag vor, also verzeih mir dieses Bild, es will raus: lernen ist für unser Gehirn das, was eine Liebeserklärung bei Deinem Partner, deiner Partnerin auslöst.

Unser Gehirn liebt es also Wissen und Erfahrungen aufzunehmen.

Wenn diese Info gerade neu für Dich ist, geht gerade ein Liebesrausch quasi durch Dein Gehirn. Toller Gedanke, oder?

Diese Verbindung zwischen den einzelnen Zellen nennt man auch Verschaltung.

Diese Verschaltung, also gewohnheitsmäßige Beziehung zwischen Neuronen, ist die Grundlage für jede mentale Veränderung.

Wenn Dich dieses Thema interessiert, kannst Du gerne mal nach den Hebb‘schen Lernregeln googlen.

Wenn Du keine Lust zum Googlen hast, hier ganz kurz die Aussage des Hebb‘sche Gesetzes: „Nervenzellen, die gleichzeitig aktiv sind, „verdrahten“ sich miteinander. (Englisch: what fires together, wires together).

Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass im Gehirn und Nervensystem von Erwachsenen viele strukturelle Veränderungen eintreten, wenn sie lernen, sich erinnern oder von Gehirnschädigungen erholen.

Was als Verdrahtung passieren kann, kann auch umgedreht werden.

Wenn die Nervenzellen nicht gleichzeitig aktiv sind, löst sich die Verbindung.

Auf Deutsch: alles was Du gelernt hast, kannst Du auch wieder verlernen. Das ist mal eine sehr wichtige Erkenntnis.

Das bringt uns alle in die Lage die Dinge aus unserem Gehirn zu tilgen, die uns nicht gut tun. Das nennt man auch Neuroplastizität.

Allerdings braucht das Verlernen auch seine Zeit und ohne eine wirkliche Eigenbeobachtung wirst Du nur sehr schwer erkennen, ob Du gerade eine Nervenbahn stärkst oder schwächst. Das zum Thema: es dauert nicht lange…

Dein Ziel sollte also immer erst einmal sein, dass Du in Dein Bewusst-Sein gehst, bevor Du andere Dinge tust.

Denn erst sollten wir denken, dann fühlen und am Schluss erst „sein“.

Das denken machen wir mit unserem Bewusstsein, dem ersten Teil des Gehirns.

Diesen Architekten und Designer in unserem Gehirn nennt man Neocortex, bzw. es ist der Frontlappen. Hier sitzt der bewusste Geist, unsere Identität und noch ein paar mehr Funktionen.

Er ist unsere  Lernen, zum Erinnern, zum logischen Denken, zu spekulieren, analysieren, neues zu erfinden und zur Kommunikation.

Der Neocortex verarbeitet Wissen und Erfahrungen und baut neue synaptische Verbindungen und Schaltkreise auf.

Wenn Du also Dein neues Wissen anwendest, entsteht eine neue Erfahrung und der Neocortex baut automatisch die neu gebildeten neuronalen Bahnen zu einem neuronalem Netzwerk aus und verstärkt es.

Heißt also für Dich.

Wenn Du neues Wissen erwirbst, solltest Du es so oft wie möglich anwenden.

Bedeutet allerdings auch, um so länger Du Dinge denkst, die Dir nicht gut tun, verstärkst Du gleich ein ganzes Netz im Kopf.

Wenn sich meine letzte Aussage jetzt nicht gut anfühlt, meldet sich der zweite Teil des Gehirns, den wir für eine nachhaltige Veränderung benötigen. Das limbische System oder Gehirn.

Dieses Gehirn ist Dein „chemische“ bzw. „emotionale“ Gehirn.

Deine mit dem Neocortex gemachten Erfahrungen aktivieren bestimmte Muster und Dein emotionales Gehirn produziert daraufhin chemische Botenstoffe, Peptide genannt.

Wenn Du Dir jetzt gerade die Frage stellst, warum zum Teufel ich das alles erkläre, möchte ich Dir sagen. Dein Gehirn hat gerade eine sehr lustvolle Erfahrung. Unterbrich es nicht. Solche Unterbrechungen bei lustvollen Erfahrungen können echt unschön sein.

Nein, im Ernst. Damit Du wirklich eine Veränderung herbeiführen kannst, benötigst Du dieses Wissen, damit Du Dir ein Bild davon machen kannst, was wirklich passiert und was Du tun solltest, damit Du nachhaltige Veränderungen herbeiführen kannst.

Zurück zu den chemischen Botenstoffen.

Diese haben einen bestimmten Fingerabdruck, der die erlebte Emotion widerspiegelt.

Daher ist es völliger Unsinn Dir abends positive Affirmationen anzuhören, wenn Du den ganzen Tag negative Erlebnisse hattest. Dein Gehirn glaubt Dir kein Wort davon.

Jetzt ganz wichtig. Emotionen sind die Endprodukte der Erfahrungen, eine neue Erfahrung erzeugt immer eine neue Emotion, die wiederum neue Signale an neue Gene schickt. Die Emotion befiehlt quasi Deinem Körper das erlebte Ereignis chemisch abzuspeichern. Damit wird das von Dir Erlernte quasi verkörpert.

Die Aufgabe des limbischen Systems ist es, Langzeit-Erinnerungen zu archivieren.

Erinnere Dich jetzt mal eben an einen wunderschönen Augenblick in Deinem Leben. Was passiert mit Dir?

Genau, zum Denken kommt auch noch ein gutes Gefühl.

Erfahrungen mit einem hohen Energiegehalt prägen uns also emotional.

Es ist also enorm wichtig was Du denkst und welche Erfahrungen Du machst.

Wenn Du Dich nicht aktiv beobachtest, verfällst Du in eine Art Dämmerschlaf und verhinderst so, dass Du auf keinen Fall achtsam mit Dir umgehen wirst.

Jetzt kannst Du eine Entscheidung treffen, was Du in Zukunft tun willst.

Wenn das noch nicht reicht, gebe ich Dir noch etwas mehr mit auf den heutigen Weg.

Wenn dieses Wissen also für den Geist und Erfahrungen für den Körper sind, bringst Du damit Deinem Körper etwas Neues bei, Du veränderst Deinen Körper bewusst.

Wissen ohne Erfahrung ist nur blanke Theorie.

Erfahrung ohne Wissen ist Ignoranz.

Unsere Aufgabe ist es, beides zu synchronisieren.

Damit Du also in Deinem Leben wirklich etwas verändern willst, brauchst Du Erkenntnis bevor Du etwas tust, denn erkennen ist krasser als tun.

Das neue Wissen darfst Du dann als Gefühl in Deinen Körper einprägen und danach in Dein Unterbewusstsein schieben.

Und das bringt mich zum dritten Bestandteil Deines Gehirns, dass Du brauchen wirst.

Du kannst sehr leicht feststellen, wann Du Dein Wissen und Deine Erfahrungen in Dein Unterbewusstsein verschoben hast.

Siehe das Fahrrad- oder Autofahrerbeispiel.

Du hast willentlich die Handlungen, Verhaltensweisen, Einstellungen oder emotionale Reaktionen Dir eingeprägt, so dass daraus eine bestimmte Fertigkeit oder Gewohnheit entwickelt wurde.

In diesem Zustand, ohne viel nachdenken zu müssen, hast Du einen Seinzustand geschaffen.

Du hast aktiv gestaltet.

Du hast damit Dein Cerebellum aktiviert.

Dein Unterbewusstsein.

Dein Unterbewusstsein ist der aktivste Teil in Deinem Gehirn. Jede Nervenzelle in Deinem Cerebellum kann sich mit mindestens 200.000 bis zu einer Millionen anderer Zellen verbinden. Das finde ich total spannend.

Dein Unterbewusstsein verwaltet u.a. alle Deine Fähigkeiten und das ist besonders wichtig, Deine Verhaltensweisen und Glaubensmuster, die Du jemals erlernt hast. Hier programmierst Du quasi Dein ICH.

Wenn also Dein Neocortex zusammen mit Deinem limbischen System arbeiten, erreichen wir alle irgendwann den Punkt, an dem wir ein Sein erschaffen und im Unterbewusstsein abspeichern.

Kannst Du Dir vielleicht vorstellen, was Deine Gedanken mit Dir machen? Wie oft denkst Du Dinge, die Dir ein schlechtes Gefühl machen? Wie oft am Tag stärkst Du dieses ICH?

Wie sehr hast Du Dich schon daran gewöhnt?

Glaubst Du wirklich, dass Bücher, Wochenendseminare oder Kurzzeitinterventionen Dich verändern?

Dann sollten diese Dinge alle ein traumatisches Erlebnis sein, das kann zu schnellen Veränderungen führen. Alles andere führt zwar zu einer kurzen, lustvollen Erfahrung in Deinem Kopf, ist aber so schnell vorbei, dass Dein Neocortex die Nervenverbindungen dauerhaft stärken können.

Vielleicht denkst Du ab heute anders über Veränderungsprozesse in Deinem Kopf oder Deiner Firma mal nach und wie sinnvoll kurze Sprints wirklich sind.

Wenn Du noch Fragen hast, denn hier kann ich das ganze System ja nur oberflächlich darstellen, dann melde Dich bitte bei mir.

 

Bis dann, Dein Jan

Hier findest Du den Link zur Podcast Folge 203: