Moin aus Hamburg.

Dieser Text ist eine Transkription aus meinem Podcast Folge 205.

Wenn Du lieber ließt, findest Du hier den Inhalt und am Ende noch den Link zu der Folge.

Heute ist ein wunderbarer Tag, blauer Himmel und die Sonne hat schon wieder ordentlich Kraft.

Ich habe Feedback zu meiner letzten Solo-Folge bekommen.

Und ja, ich war wirklich sehr müde an dem Tag. Ja, ich war nicht in meiner Energie.

Ich habe Dir gesagt, ich nehme Dich mit auf meine Reise. Eine Reise der Veränderung und Erkenntnis.

Auf dieser Reise wird nicht alles glatt laufen und das ist auch nicht mein Anspruch.

Ich bin nicht am Ende der Reise, wir beide reisen zusammen und da wird es Augenblicke geben, in denen einer von uns auch mal erschöpft ist.

An dem Tag war ich es und vielleicht musste das auch mal sein. Ich könnte jetzt noch viel mehr Argumente anbringen, aber ich nehme das lieber als Übergang zum heutigen Thema des Podcasts.

 

Diskussionskultur „Nein Danke!“

 

Wir leben in einer Zeit, in der unser Wissen sich jeden Tag verdoppelt. Wir nutzen und profitieren von neuen Erkenntnissen und technischen Entwicklungen.

Und doch wenden wir alle immer noch eine Kommunikationsmethode von vor 2400 Jahren an, nein, wir sehen sie als unumgängliches Mittel, um Lösungen zu finden. Obwohl diese Strategie oft dabei so hilfreich ist, wie ein Auto ohne Räder.

Diskussion heute, jeder hat nur seine Wahrnehmung

Ich spreche von der Diskussion.

Allen meinen Klienten sage ich: Mir ist das völlig egal, ob ich Recht habe oder nicht.

Warum gehe ich mit dieser Einstellung in ein Coaching?

Ich will mit Dir zusammen eine Lösung finden und nicht gewinnen.

Eine Diskussion hat immer einen Gewinner und einen Verlierer. Argumente werden gesucht, strategisch angeführt und nach Wertigkeit verteilt.

Ein Schlachtplan wird übrigens auch so entwickelt.

Kennst Du den Ausspruch: „Er oder sie hatte die besseren Argumente.“

In meinem Kopf kommt dann immer ein Bild hoch, ein Typ, muskulös mit drohenden Augen zielt mit einer Pistole auf mich. Da will ich wirklich nicht mehr aufmucken und verliere lieber meinen Standpunkt, als mein Leben.

Und hier wird es komisch, denn niemand von uns verliert gerne. Verlierer wollen irgendwann auch gewinnen und zwar mit allen Mitteln. Und ja, der Typ mit der Knarre, den knöpfe ich mir dann irgendwann auch mal vor. Am Besten, wenn er schwach ist.

Wenn ich mir Diskussionen im Fernsehen anschaue oder Menschen dabei zuhöre, wird es mir oft ganz schummrig im Magen.

Da reden Menschen, die nicht mal 50% des möglichen Wissens haben und verkaufen ihre Halbwahrheiten als die ultimative Weisheit.

Und was passiert wenn sie beim Gegenüber nicht weiterkommen? 

Dann wird es emotional. Dann kommen oft sogenannte Totschlagargumente auf den Tisch. Die haben nur ein einziges Ziel: den anderen zu töten.

Kennst Du diese Sätze: „Das ist aber so. Das macht man so. Du willst mich nur verletzen. Oder aber auch: Die Eliten wollen uns versklaven. Wer nicht vegan lebt zerstört unsere Welt oder auch „Das ist zu teuer“ wahrscheinlich fallen Dir da jetzt noch mehr solche Sätze ein.

Ich kann Dir versprechen, dass es einen Podcast geben in dem es um Schuld und das „ständig gewinnen wollen“ geht. Dazu habe ich schon mit einer Kompetenten Person gesprochen und wir werden gemeinsam diesen Podcast aufnehmen. Ob das in ihrem oder meinem Podcast sein wird, kann ich Dir heute noch nicht sagen. Aber Du bekommst die Info als erstes. Dieses Thema ist so goss, da kann ich wohl 10 Folgen füllen.

Doch heute geht es um Diskussionen und Argumente. 

Jedes Argument ist eine logische Schlussfolgerung. Also, die logische Schlussfolgerung desjenigen, der es anbringt.

Es ist seine Wahrheit. Und das ist einer der Knackpunkte.

Es ist niemals zu 100% meine Wahrheit.

Wir Menschen ticken ganz oft so: wenn wir eine logische Schlussfolgerung entwickelt haben, macht es unserem Ego viel mehr Spaß, es einem anderen zu zeigen, dass er Unrecht hat, als es zu beweisen.

Wie kann ich denn in Liebe und Wertschätzung mit anderen Menschen leben, wenn ich alles daran setze ihm seine vermeintlichen Irrtümer aufzuzeigen und mich dadurch über ihn stelle?

Woher kommt die Strategie der Argumentation? Sie ist von Menschen entwickelt worden. Von sehr klugen Menschen.

Die drei größten griechischen Philosophen haben sie erschaffen und verbreitet.

Sokrates war auf die Argumentation spezialisiert. Und seitdem, seit über 2400 Jahren, geben wir uns damit zufrieden. Diese Art der Gesprächsführung so zentral, dass wir sie in allen Bereichen unseres Lebens anwenden, im Parlament, in der Regierung, an Gerichtshöfen, bei Geschäftsverhandlungen, Familienstreitigkeiten, in geschäftlichen Meetings.

Wenn ich mir Unternehmen anschaue, die damit werben wie modern und innovativ sie sind und dann sehe, dass sie eine Technik von vor 2400 Jahren anwenden, bin ich immer wieder erstaunt.

Verstehe mich bitte jetzt nicht falsch. Natürlich bin ich davon überzeugt, dass wir eine Art der Kommunikation benötigen, die uns aufzeigt, dass unrichtige Ideen und Positionen verkehrt sind. Sonst würden wir alle in einem Chaos leben.

Aber die Form der Argumentation ist ganz einfach primitiv und ineffizient, wenn wir zusammen Ideen erforschen wollen, wenn wir gemeinsam Lösungen erarbeiten wollen.

Diskussion zerstört

Argumentation zerstört und erschafft eben nicht.

 

Eine Argumentation kann uns dienlich sein, wenn wir auf einer Straßenkarte eine Straße suchen, die wir einschlagen wollen, aber sie kann eine Straßenkarte nicht neu erfinden.

 

Und so nehmen wir das Werkzeug Argumentation oft, weil uns kein anderes Mittel zur Verfügung steht. Wir nehmen quasi einen Hammer, um ein neues Gericht zu kreieren und es dann zu kochen.

 

Und ja, eine Lösung für ein Problem zu finden bedeutet: zusammen den Gegenstand, also das Problem, zu betrachten. Den anderen sein zu lassen und ihn wahrzunehmen. Zu erkennen, nein, den festen Entschluss zu haben ihn wahrzunehmen,  was er beitragen kann. Dann erschaffen wir wirklich.

Wenn wir beide etwas erschaffen wollen, sind Argumente dabei immer der verkehrteste Weg.

Ich möchte Dir hier noch ein paar Eigenschaften von Argumenten, so wie wir sie gebrauchen, näher bringen.

Argumentation ist destruktiv, verneinend und dient dem Angriff.

Hier fällt mir spontan etwas ein: wie oft bringst Du Argumente vor, wie oft entschuldigst Du Dich? Und wie oft werden eben diese Argumente von Deinem Gegenüber einfach umgedreht und zwingen Dich in die Verteidigungshaltung? Wie oft machst Du das in Deinem Kopf vor Dir selber?

So, zurück zu den Punkten.

Die Argumentation hat keine gestaltenden Elemente. Sie dient nicht dazu einen Weg zu finden, wie es weitergeht. Es geht darum als Gewinner oder Verlierer aus der Sache hervorzugehen.

Wenn 5 Prozent des anderen Standpunktes falsch sind, dann wird die gesamte Zeit der Diskussion auf eben diese 5 Prozent verwendet.

Wie oft hast Du das schon erlebt? Wie oft hast Du Dich dann nicht darüber aufgeregt? Wie viel Zeit und Energie sind Dir dabei verloren gegangen? Wie hast Du reagiert?

In den meisten Argumentationen setzt sich eine schwache, nicht angreifbare Idee durch, anstatt der besseren Idee, die mehr Angriffsfläche bietet. Ach, ich will gar nicht von Politik sprechen.

Wenn wir argumentieren steigt die innere Versuchung so hoch die eigene Überlegenheit herauszukehren, indem wir beweisen, dass die andere Partei sich täuscht, auch wenn es hierbei nur um Trivialitäten geht.

So lange die Eitelkeit oder unser Ego mitspielen darf, übernehmen sie auch häufig die Kontrolle.

Ein Mensch, der gut argumentieren kann, gewinnt sehr häufig gegen denjenigen, der das nicht gut kann. Auch, wenn der Letztere die bessere Sache vertritt.

Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Milliarden Euro in Unternehmen im Monat dadurch verbrannt werden. Ein Gefühl sagt mir, dass weniger als 1 % davon mir genügen würde, um ein sehr luxuriöses Leben führen zu können.

Eine Argumentation erschafft nicht. 

Fairerweise muss ich dazu sagen: Dafür wurde sie auch nicht erschaffen und dich glauben so viele Menschen, dass sie das richtige Werkzeug ist.

Es gibt da wohl noch ein paar andere Gründe, wieso wir keine andere Methode anwenden.

Man braucht sich nur mal die Machtverteilung der letzten 2400 Jahre anschauen und sich fragen: welchen Vorteil hat man dadurch.

Wie wäre es, wenn wir uns alle auf Augenhöhe begegnen würden. Egal welche Erfahrung wir gemacht haben, oder wie alt wir sind.

Wie wäre es, wenn wir wertschätzend auf die gegenseitigen Fähigkeiten blicken würden und wirklich neue Lösungen fänden?

Wie würde Dein Leben oder Dein Unternehmen dann aussehen?

Wie würde unsere Welt dann aussehen?

 

Das wäre hier ja nicht der Möglichmacher Podcast, wenn ich Dich mit diesen Fragen stehen lassen würde.

Ich hätte da eine Idee. Die erfordert natürlich ein wenig Übung und Willen. Wie alles, was wir neu erlernen halt.

In dem Moment, indem wir beide parallel denken, erschaffen wir.

Was ist das jetzt, dieses parallele Denken?

Stell Dir mal ein reich verziertes, rechteckiges Gebäude vor. Vier Menschen stehen jeweils vor einer Seite und über Handy argumentieren sie, dass ihre Seite die schönste ist.

Das ist eine Diskussion. Ganz genau.

Paralleles Denken bedeutet: Die 4 Menschen gehen gemeinsam zur Südseite, dann zur Westseite, Ostseite und Nordseite des Gebäudes. Alle betrachten gemeinsam und gleichzeitig (parallel) dieselbe Seite des Gebäudes.

Wahrnehmung ist alles

Jetzt geht es darum, dass alle in dieselbe Richtung blicken und denken.

Und dafür gibt es eine ganz wunderbare Methode. Edward de Bono hat sie bereits 1984 entwickelt.

Sie heißt: die 6 Hüte Methode.

Irgendwie klar, dass ich als Coach mit Hut diese Methode klasse finde, oder?

Ich will die Methode nur ganz kurz vorstellen.

Wir denken uns mal 6 Hüte mit unterschiedlichen Farben.

Einen blauen, einen weißen, einen roten, einen schwarzen, einen gelben und einen grünen Hut.

Der blaue Hut ist der organisierende und kontrollierende Hut. Er hat die Aufgabe, dass wir die Regeln einhalten. Er legt den Schwerpunkt der neuen Art Diskussion fest. Diesen Hut trägt der Gesprächsleiter. Der Gesprächsleiter erinnert alle Teilnehmer an dem Prozess daran, wenn sie vom jeweiligen Modus abweichen.

Am Ende des Prozesses wird der blaue Hut dafür eingesetzt die Ergebnisse und nächsten Schritte zu definieren. Er ist quasi der Oberhut.

Der weiße Hut und den haben jetzt alle auf, sammelt alle Informationen. Welche haben wir, welche fehlen uns noch, wie können wir sie beschaffen. Hier werden alle Informationen betrachtet.

Der rote Hut ist der Hut der Emotionen und der Intuition. Hier dürfen alle ihre Gefühle äußeren. Niemand braucht sie zu rechtfertigen oder zu erklären. Sie dürfen einfach sein.

Der schwarze Hut ist der richtende Hut.

Er steht für das kritische Denken. Was stimmt nicht mit unserer Idee? Welche Schwächen hat sie. Alles Negative wird hier gesammelt.

Der gelbe Hut ist der positiv denkende Hut.

Hier werden alle optimistischen und positiven Gedanken gesammelt. Wo liegt der Wert unserer Idee.

Gerade das wird oft in unserer Gesellschaft vergessen zu fragen.

Hier wird alles gesammelt. Auch Dinge, die wir vielleicht nicht brauchen werden.

Es geht darum den echten Wert unserer Idee zu erkennen.

Der grüne Hut ist der kreative Hut.

Hier bringt sich jeder mit seiner Art Kreativität ein. Auch die, die glauben, sie wären nicht kreativ können hier mit erschaffen, denn niemand wird in diesem Prozess verurteilt.

Wir erschaffen etwas Neues

Hier werden Möglichkeiten angepasst, verändert. Hier erschaffen wir wirklich etwas Neues.

Mit dieser Methode bringen wir uns dazu, dass wir uns wahrnehmen. Das wir aus der Bewertung des anderen herauskommen. Zum Thema Bewerten gibt es bald auch einen Podcast.

Wir fangen an unser gemeinsames Ziel zu wertschätzen. 

Sei es ein Projekt im Unternehmen, den Familienstreit zu schlichten, unser Leben zu planen.

Wenn wir alle diese Methode einüben, dann gibt es nur noch Gewinner und keine Verlierer mehr. Nebenbei verändern wir unsere Art zu denken und uns selber anders zu betrachten.

Wir erschaffen dadurch viel reichhaltigere Lösungen für unser Leben.

 

Ich wünsche Dir ganz viel tolle Gedanken, nehme mir für heute meinen Hut und sage

Hier ist der Link zu der Podcast Folge:

 

Bis dann, der Jan